Vom Schnee der vergangenen Jahre

3701713588-03-LZZZZZZZ

Autor: Alois Brandstetter
Titel: Vom Schnee der vergangenen Jahre (1982)
meine Bewertung: * * * * * von 5

Alois Brandstetter erzählt in diesem Büchlein seine Kindheitserinnerungen - und das mit einem ausgezeichneten Sinn für Humor. Der aus Pichl in Oberösterreich stammende Autor mixt seine Erinnerungen an frühere Bräuche mit so manchen Wörtern aus der Mundart, die sogar ich längst vergessen habe - und das, obwohl ich nicht weit von ihm entfernt geboren und aufgewachsen bin. In seinen Kurzgeschichten behandelt er vor allem Bräuche rund um die Weihnachtszeit, weshalb dieses Werk als ideale Begleitlektüre für den hektischen urbanen Advent betrachtet werden kann.
Brandstetters Witz kommt hier noch viel besser zum Vorschein als beispielsweise im Werk , weshalb ich es unbedingt jedem ans Herz legen möchte, der ein paar unbeschwerte Stunden erleben möchte und sich für zeitgenössische Autoren interessiert. Brandstetters Kindheit spielte sich ja vor allem während der Zeit des Zweiten Weltkriegs ab, darum erfährt man auch an so manchen Stellen, wie er den Krieg erlebte und was er über Hitler dachte. Unbedingt lesen!

Die Abtei

3423251603-03-LZZZZZZZ

Autor: Alois Brandstetter
Original: Die Abtei (1997)
meine Bewertung: * * * * von 5

Wieder einmal benutzt Brandstetter den Monolog eines Ich-Erzählers dazu, um sämtliche Missstände dieser Welt anzuprangern. Er tut dies mit einem unvergleichelichem Humor, der es dem Leser leicht macht, seinen langen Monologen zu folgen. Aber das ist nichts Neues, denn dafür ist Brandstetter bekannt und geschätzt.
In dieser Geschichte geht es um einen oberösterreichischen Polizisten, der erklärt, wie es ihm während der Zusammenarbeit mit jenen Wiener Polizisten ging, die den Diebstahl des Arnulfkelchs aus dem Benediktinerkloster aufklären sollten. Der Inspektor nützt den Anlass, um über die gymnasiale Schulbildung, das Wallfahrtstum, Religion, Politik, Psychologie, Philosophie, Kommunikation etc. Klage zu führen. "Berechtigte Klage", wie der Inspektor klar macht. Wieder einmal kann ich das Buch sehr empfehlen, den Abzugspunkt gibts allerdings dafür, dass es (wie meistens bei Brandstetter) wieder keine Einteilung in Kapitel gibt, was zur besseren Übersicht beitragen würde.
"Kommunikation ist, wenn sich inkompetente Ignoranten gegenseitig anstottern." (Alois Brandstetters Inspektor)

Family

0449215296-01-LZZZZZZZ

Autor: Erma Bombeck
Original: Family, the ties that bind and gag (1987)
meine Bewertung: * * von 5

Wer andere Bestseller von Erma Bombeck kennt, wird ein wenig enttäuscht über dieses Werk sein. Anlässlich des jährlichen Familienfotos kommen ihre drei Kinder nach Hause zurück, einer ihrer Söhne beschließt sogar, wieder aufs College zu gehen und aus diesem Grund wieder daheim einzuziehen. Für die Mutter, die aus der Ich-Sicht schreibt, Anlass, von ihren Sorgen, Nöten, Freuden und Erlebnissen als Mutter und Ehefrau zu erzählen. Einige der Geschichten werden dem Leser, der schon Erfahrung mit Bombeck hat, bekannt vorkommen - sie sind aber trotzdem nett zu lesen. Mir ging es nicht gerade so wie damals, als ich >Ich hab mein Herz im Wäscheschrank verloren< und >Nur der Pudding hört mein Seufzen< las und mich vor lachen bog, außerdem ist es zeitweise schwierig, der Handlung zu folgen, weil Bombeck ständig zwischen Erinnerungen, Träumen und der Gegenwart hin und her springt. Nett, aber nicht das Beste und lesenswerter auf Deutsch!

Irisches Tagebuch

3423000015-01-LZZZZZZZ

Autor: Heinrich Böll
Original: Irisches Tagebuch (1957)
meine Bewertung: * * * * * von 5

In diesem kleinen Büchlein hat Heinrich Böll seine Reiseerinnerungen an das Irland der frühen 50er Jahre gesammelt. Es handelt sich um einzelne Geschichten, die ein wenig unzusammenhängend sind - Erinnerungen eben. Böll bedient sich einer so schönen Sprache, dass man meint, das irische Gras zu fühlen, Torf zu richen und Guinness die Kehle hinunterrinnen spürt. Böll scheut sich nicht, Schwachstellen dieses so vielseitigen Landes aufzuzeigen, trotzdem merkt man, wie sehr ihn dieses Land fasziniert. Sie waren noch nie in Irland? Lesen Sie das Buch und sie werden davon überzeugt sein, schon einmal da gewesen zu sein!

Stadt aus Glas

3937793054-03-LZZZZZZZ

Autor: Paul Auster
Original: City of Glass (1985)
meine Bewertung: * * * * von 5

Der Schriftsteller Daniel Quinn hat mit einem Existenzproblem zu kämpfen. Er hat unter dem namen William Wilson mehrere gut verkaufte Kriminalromane verfasst, jetzt fählt seinem Leben allerdings etwas. Seine Frau und sein Sohn sind gestorben (wie, erfährt man nicht) und irgendwie ist er ein Suchender. Eines Tages läutet sein Telefon. Es wird nach Mr. Paul Auster verlangt, der angeblich ein Privatdetektiv ist. Quinn legt auf, das Telefon läutet wieder. Der Anrufer gibt nicht auf und beharrt darauf, mit Auster zu sprechen. Irgendwann entschließt sich Quinn einfach dazu, selbst zu Auster zu werden und den Auftrag anzunehmen, auch wenn er ja gar kein richtiger Detektiv ist. Er denkt, er hätte durch das Schreiben seiner Kriminalromane genug Erfahrung gesammelt, um der Aufgabe gewachsen zu sein.
Sein Auftraggeber stellt sich als Mr. Stillmann jr. heraus. Ein Mann Mitte Dreißig, der von seinem Vater im Alter von zwei Monaten in vollkommener Dunkelheit und ohne menschlichen Kontakten eingesperrt wurde, bis er zufälllig im Alter von 9 Jahren entdeckt wird. Stillmann sen. wird vor Gericht gestellt und zu 13 Jahren Haft verurteilt, Stillmann jr. kommt ins Krankenhaus, wo er ersteinmal gehen und sprechen lernen muss. Die 13-jährige Haft seines Vaters sind nun fast abgelaufen, Stillmann jr. hat berechtigten Grund zur Annahme, dass sein Vater zurückkehren und ihn umbringen wird. Er beauftragt deshalb Quinn mit der Beschattung seines Vaters.
Die Geschichte beginnt verwirrend und mysteriös, wird gegen Ende hin aber immer tragischer. Quinn folgt Stillmann sen. lange, schließlich tritt er mit ihm in direkten Kontakt und gerade als er glaubt, kurz vor einem Durchbruch zu stehen, nimmt die Handlung erneut eine unerwartete Wende...
Auster ist zurecht einer der amerikanischen Autoren, die es verdient haben, auch hier in Europa (wieder-)gelesen zu werden. Nicht durchschaubar, dennoch spannend und genial, wie er mit den Erzählpersonen spielt - ein wirklicher walk-through!

Trace

Autor: Patricia Cornwell
Original: Trace (2004)
meine Bewertung: * * * * von 5

Die frühere Chief Medical Examiner von Richmond, Kay Scarpetta, wurde aus ihrem Amt entfernt und ging daraufhin nach Florida. In diesem Werk allerdings erhält sie genau dort einen Anruf von ihrem Nachfolger Dr. Marcus. Dieser hat ein Problem und bittet Kay, nach Richmond ins OCME zurück zu kehren und ihr Expertenwissen zur Verfügung zu stellen. Obwohl Kay genau weiß, dass dies nicht aus Wertschätzung ihr gegenüber geschieht, sondern politische und rein berechnende Gründe hat, folgt sie dem Ruf. Ihr treuer Begleiter Pete Marino ist an ihrer Seite. Der Fall, der dem Team von Dr. Marcus so viel Kopfzerbrechen bereitet, ist der Tod der dreizähnjährigen Gilly Paulsson. Gillys Mutter behauptet, sie sei an der Grippe gestorben, doch Kay findet an der Leiche eindeutige Spuren, die auf ein Gewaltverbrechen schließen lassen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, dass sie den Täter in ihren eigenen Reihen suchen muss, und dass dieser es eigentlich auf ihr Leben abgesehen hat.

In der Zwischenzeit ist Kays Nichte Lucy Farinelly und deren private Organisation "The Last Precinct" mit einem anderen Fall beschäftigt, der mehr mit Kays Fall in Virginia zu tun hat, als den beiden lieb ist. Lucys und Kays Verhältnis ist merklich abgekühlt und distanziert, die beiden haben während des ganzen Werkes nie persönlich miteinander Kontakt, trotzdem gelingt es ihnen mit vereinten Kräften, das Puzzle zusammen zu setzen und dem kranken Täter auf die Schliche zu kommen. Unter anderem auch, weil Pete Marino eine sehr schmerzhafte Begegnung mit Gilly Paulssons Mutter und Lucy Farinelle eine beängstigende Begegnung mit Gilly Paulssons Vater hat.

Vorweg sei gesagt, dass man beim Lesen der Kay-Scarpetta Romane eine gewisse Reihenfolge einhalten sollte, um sich selbst den Lesespaß nicht zu verderben. Hält man diese Lesereihenfolge ein, versteht man einfach besser, wie sich die Charaktere entwickeln und man erhält eine größere Übersicht über den "Gesamtfall" von Scarpetta, der sich aus der Summe Cornwells Werke ergibt. Auch diese Geschichte ist spannend erzählt, doch leider werden mal wieder viele Abkürzungen verwendet, unter denen der Nicht-Amerikaner bzw. Nicht-Gerichtsmediziner anfangs nicht besonders viel versteht. Man weiß von Anfang an, wer der Täter war, es geht lediglich darum, zu beobachten, wie ihm Scarpetta, Marino und Lucy auf die Spur kommen. Schade, dass das Motiv des Täters so verschwommen bleibt und man nicht mehr über das Involvement der Paulssons erfährt. Die empfohlene Reihenfolge (links die englischen Originaltitel, rechts die deutschen Ausgaben) bis zu diesem Werk wäre:

• 1990: Post Mortem Ein Fall für Kay Scarpetta
• 1990: Body of Evidence Ein Mord für Kay Scarpetta
• 1992: All that remains Das fünfte Paar
• 1993: Cruel and Unusual Vergebliche Entwarnung
• 1994: The Body Farm Das geheime ABC der Toten
• 1995: From Potter's Field Die Tote ohne Namen
• 1996: Cause of Death Trübe Wasser sind kalt
• 1997: Unnatural Exposure Der Keim des Verderbens
• 1998: Point of Origin Brandherd
• 1999: Black Notice Blinder Passagier
• 2000: The Last Precinct Das letzte Revier

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Trace
Autor: Patricia Cornwell Original: Trace (2004) meine...
chil - 10. Aug, 11:54
Vom Schnee der vergangenen...
Autor: Alois Brandstetter Titel: Vom Schnee der vergangenen...
chil - 22. Feb, 22:05
Die Abtei
Autor: Alois Brandstetter Original: Die Abtei (1997) meine...
chil - 20. Feb, 18:43
Family
Autor: Erma Bombeck Original: Family, the ties that...
chil - 20. Feb, 11:18
Irisches Tagebuch
Autor: Heinrich Böll Original: Irisches Tagebuch...
chil - 20. Feb, 11:14

Links

Suche

 

Status

Online seit 6642 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. Aug, 11:54

Credits


Humor
Krimis & Thriller
Literatur
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren